Runching 2019

Im letzten Jahr konnten wir den Powertrail in «Sörenberg» nicht ganz zu Ende cachen. Und so wollten wir das nicht stehen lassen. Also habe ich schon im Herbst 2018 an einer Fortsetzung herumstudiert. Und so ging es am Mittwoch, 24. Juli 2019 dorthin zurück, wo wir vor rund einem Jahr aufgehört hatten…

Eines war dieses Jahr jedoch komplett anders: Infolge einer Archilles-Sehnen-Entzündung konnte ich im Vorfeld kaum trainieren und somit einigten wir uns, darauf ausschliesslich zu Wandern. Höhenmeter hatte es jedoch genügend.


Etappe 1: Sörenberg – Rothorn Kulm
Mittwoch, 24. Juli 2019

Die Anreise mit dem Zug war für mich ein richtiges Déjà-Vu: Ab Luzern hatte ich mehrheitlich unsere letztjährige Laufstrecke im Blickfeld und ganz viele Erinnerungen kamen wieder zum Vorschein. Die Vorfreude auf die kommenden Tage steigerte sich, je mehr ich mich Sörenberg näherte. In Schüpfheim hiess es Umsteigen aufs Postauto – hier musste ich kurz Schmunzeln, als ich mich an den einen speziellen Geocache hier zurück erinnerte. Ich traff auf Conny und nach kurzer Fahrt kam auch schon Sörenberg in Sicht.

Die ersten Dosen waren schnell gefunden. Der Aufstieg zur «nur» 300 Hm höher liegenden «Rossweid» war angenehm. Beim «Schwand-Speicher» mussten wir einfach noch kurz in das kühle Nass springen. Was für ein Ferien-Auftakt! Im Laufe des Nachmittags zogen dann ganz wenig Wolken auf, so dass wir zumindest bei einem Teil des Aufstiegs zum Rothorn nicht in der prallen Sonne marschieren mussten. Als wir das Ende des Entlebuch-Powertrails erreichten, legten wir eine kleine Jubelpause ein und füllten unsere Flaschen mit dem kühlen Quellwasser.

Der anschliessende Aufstieg zum Rothorn hoch war dann doch sehr anstrengend, aber ein toller Ausblick will auch verdient sein. Kurz vor dem Ziel («nur» noch 350 Hm) bot sich uns die nächste Bademöglichkeit im «Eisee», welche Conny voller Freude in Anspruch nahm. Ich hatte irgendwie keine Lust, wollte lieber die Dusche in der Unterkunft oben erreichen. Dagegen freute ich mich darüber, dass die Station hier bedient war und liess mich mit Schorle und Red Bull volllaufen.

Der Abstecher zum «Schöngütsch» musste zeitlich verschoben werden und so steuerten wir erst direkt unsere Unterkunft, das Berghaus Rothorn Kulm an, wo wir froh waren, endlich den Balast abzulegen. Die anschliessende Dusche war ebenso gut wie das Abendessen. Als Supplement gings dann frisch gestärkt doch noch kurz zur Dose auf dem «Schöngütsch», erst bewunderten wir aber noch den Sonnenuntergang von der Terrasse aus.

Route 3.571.782 – powered by www.runmap.net

Etappe 2: Rothorn Kulm – Interlaken
Donnerstag, 25. Juli 2019

Der zweite Tag war das eigentliche Highlight des diesjährigen Projektes: Eine Gratwanderung dem Brienzergrat entlang. Es war im Vorfeld recht schwierig abzuschätzen, ob das technisch für uns wirklich machbar ist – weder Conny noch ich haben so wirklich Erfahrung in diesem Gelände. Jedoch war ich überzeugt, dass meine Asics Fuji Trabuco bestens dafür geeigent sind. Das hat sich dann auch so bewahrheitet – ich hatte absolut keine Probleme, die vielen Hügel hoch und runter zu klettern. Ganz im Gegensatz zu Conny, welche vor allem bei den Abstiegen deutlich überfordert war mit ihrem Schuhwerk.

Die eigentliche Schlüsselstelle – ein rund 30 Meter langer, sehr schmaler Grat, welcher auf beiden Seiten sehr steil abfällt – war dann trotz aller Bedenken für uns beide kein Problem. Aber eine sehr eindrückliche (und sehr geile) Erfahrung!

Kurz nach dem «Tannhorn» (genauer, nach der «Ällgäuhore») war es an der Zeit, eine kurze Revision unserer Tagesplanung durchzuführen. Da Conny nach jedem Hügel mehr am Runter-Rutschen, statt am Runter-Klettern war, benötigten wir für die bisherige Strecke fast doppelt so lange wie geplant – und wir hatten gerade mal knapp einen Drittel der Strecke geschafft. Auch neigten sich unsere Trinkreserven so langsam dem Ende zu. Da gab es nicht viel zu überlegen – wir bogen links ab und runter ging’s nach «Oberried».

Dieser Abstieg dauerte dann auch nochmals drei Stunden und hat mir in der zweiten Hälfte kaum gefallen, da es einfach nur steil abwärts durch den Wald ging. Irgendwann begannen meine Zehen zu brennen – gute Schuhe ist das Eine, eine gute Schnürrung ist das Andere (okay, Lektion gelernt: das hier hätte geholfen). Als wir endlich, endlich unten ankamen, wollte ich nur noch raus aus den Schuhen. Da machten wir dann auch, in dem wir ruchzuck in den Brienzersee hüpften.

Danach ging’s mit dem Zug weiter nach Interlaken, mir schmerzte jeder Schritt. Links und rechts hatte sich bei jedem grossen Zeh eine Blase unter Hornhaut gebildet. Das konnte ja heiter werden, die nächsten zwei Tage. Angekommen, kämpften wir uns erstmal durch die Südkorea-Masse und peilten direkt unser Ziel, das Balmers Hostel an. Dort durften wir feststellen, dass ich mich um einen Tag verbucht hatte. So eine Sch… natürlich war so kurzfristig keine andere Unterkunft mehr zu haben. Doch dann kam die Erlösung mit einer kurzen Mitteilung der Reception: Sie hätte sonst oben noch Hängematten, die sie nicht mehr zum Buchen ausschreiben würden. Ich war erst skeptisch, doch die Hängematten entpuppten sich als kleiner Traum: Direkt unter dem Dach und gegen eine Seite des Hauses an der frischen Luft.

Am Abend stand italienisch auf dem Programm, was meine Laune etwas verbessern mochte. Ich war in Gedanken schon zwei Tage weiter – dort stand ein Halbmarathon auf dem Programm, und die beiden Blasen fühlten sich echt hässlich an. Doch erstmal ging’s also in die Hängematten. Als es in der Nacht anfing zu regnen, wurde es herrlich kühl und mit dem Geprassel auf dem Dach liess sich wunderbar einschlagen.

Route 3.571.783 – powered by www.runmap.net

Etappe 3: Interlaken – Spiez
Freitag, 26. Juli 2019

Nach einem gemütlichen Brunch starteten wir mit einem kleinen Multi in den Tag. Das war leider für heute dann schon fast das Geocache-Highlight – denn der südliche Weg direkt dem Ufer des Thunersee entlang kann ich beim besten Willen nicht empfehlen. Nach Höhenmeter hatten wir heute nicht wirklich Lust, insbesondere da meine beiden Blasen an den Zehen immer noch sehr schmerzten.

Ein Erlebnis gab’s dann aber doch noch – ein kleiner Tauch-Cache in «Därligen». Zwar sind Conny und ich beide dabei gescheitert, den «Briefkasten» im trüben Thunersee zu finden – aber das Schwimmen im See war echt lässig. Jedenfalls war ich dieser Ansicht, Conny fand es heute zu kalt (sorry, 21° ist wirklich angenehm). Nach einem ätzenden Marsch zur nächsten Ortschaft beschlossen wir, noch den Dorfmulti zu absolvieren und anschliessend mit dem Zug zur Unterkunft in Lattigen bei Spiez zu fahren. Viele «Founds» konnten wir heute also nicht verbuchen. Mir war aber mit den Blasen an den Füssen auch etwas die Lust vergangen.

Die Unterkunft lag zwar direkt an der Autobahn, aber davon war netterweise rein gar nichts zu hören. Wir fühlten uns voll auf dem Land und ich war einfach nur froh, die Füsse hochlagern zu können. Draussen zog ein Gewitter auf und wir nutzten die Zeit zur Regeneration und Muskelmassage. Irgendwann galt es dann aber doch, die Regenjacke zu montieren, da wir zum Essen nach Spiez runter wollten. Netterweise ergab sich spontan eine Mitfahrgelegenheit, so dass wir trocken im Hafen unten ankam, wo wir auf Empfehlung ins «Riviera» gingen. Der Tipp war gut, schon lange nicht mehr so gut italienisch gegessen.

Auf dem Rückweg tröpfelte es dann nur noch leicht, so dass wir doch noch spontan zwei Caches ansteuerte. Ein Besuch im Migros war noch notwendig, um etwas Sinnvolles gegen die Blasen zu unternehmen zu können. Zurück in der Unterkunft erwies sich das aber aber nutzlos, weil die gekauften Pflaster noch mehr Spannung auslösten. So entschied mich zu einem «operativen» Eingriff, kam aber wegen der Hornhaut nicht mit einer Nadel zu recht. Die Nagelkluppe war da schon nützlicher, allerdings sah das Ergebnis dann nicht sonderlich schön aus. Dafür war der Druck endlich weg – ein Wunder, dass ich damit überhaupt einen Tag rumlaufen konnte. Nun half auch ein Pflaster – doch für den Halbmarathon am kommenden Tag sah ich nun endgültig schwarz. Wenigstens hatte Conny genügend Zeit, sich geistig auf einen Solo-Lauf einzustellen.

Das ursprüngliche Ziel der heutigen Etappe war ursprünglich übrigens Thun, weil da am Abend noch eine Karaoke-Party hätte stattfinden sollen. Leider war dort Sommerpause angesagt, so dass es wir bei Spiez liessen.


Etappe 4: Showtime
Samstag, 27. Juli 2019

Bei der Vorbereitung des diesjährigen Runching-Projektes war ich auf eine interessante Laufsport-Veranstaltung gestossen: Den Stockhorn Halbmarathon. Ich liebe ja alle Arten von Wettkämpfen – nicht, weil ich besonders gut darin bin, sondern wegen der Atmosphäre. So konnte ich auch Conny von der Teilnahme überzeugen. Und das war auch der Grund, wieso ich eine Unterkunft in Lattigen gebucht hatte: Gute öV-Verbindung direkt zum Start.

Nach einem kurzen Früstück ging’s also los zum nächsten Abenteuer. Meinen Zehen ging es heute bedeutend besser, doch wie schon vermutet – mit Laufen war heute leider absolut nix. Fast schon neidisch feuerte ich Conny beim Start an, trotzdem war Anlass am Ende auch für mich ein Erlebnis.

Nach der Veranstaltung ging’s mit dem Zug nach Bern, ein einzelner Cache nahmen wir am Abend unterwegs ins Karaoke-Lokal noch mit – und das war’s dann auch schon für dieses Jahr…